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„Verschickungskinder“ – ein Massenphänomen der deutschen Nachkriegszeit

In den 50er- bis 80er Jahren wurden bis zu 11 Millionen Kinder zur Erholung in Kureinrichtungen geschickt. Diese mehrwöchigen Kinderkuren waren ein Massenphänomen der deutschen Nachkriegszeit. Ziel dieser Kuren war bei den meisten Maßnahmen die gesundheitliche Stärkung bei guter Ernährung und guter Luft. Die verschickten Kinder kamen aus allen sozialen Schichten. Die Kuren wurden entweder ärztlich verordnet oder von der „Fürsorge“, den Jugend- oder Gesundheitsämtern veranlasst. Bundesweit gab es rund 1000 Kinderkurheime in unterschiedlicher Trägerschaft. Jahrzehnte später berichten viele Menschen, die als Kind auf solche Kuren geschickt wurden, nicht nur von guten Erinnerungen, sondern auch von Demütigung, psychischer und physischer Gewalt und sogar von Medikamentenmissbrauch. Betroffene erlitten teilweise erschreckende Erlebnisse wie Essenszwang, Redeverbot, Kontaktverbot oder Prügelstrafen, die damals als Erziehungsmethoden der „Schwarzen Pädagogik“ weit verbreitet waren. Verschickt wurden Kinder ab zwei Jahren, sodass alleine die Verschickung in diesem jungen Alter zu einer lebenslangen Traumatisierung führen konnte.

Um die Kindheitserfahrungen der Verschickung besser verarbeiten zu können, möchte eine Betroffene eine Selbsthilfegruppe gründen, die sich an jedem 3. Donnerstag im DRK-Haus Neumünster an der Schützenstr. 14 – 16 in Raum 16 treffen wird. Das erste Treffen findet am Donnerstag dem 15.06.23 um 17.00 Uhr statt. Eine Teilnahme an der kostenfreien Gruppe ist mit einer Anmeldung bei der Zentralen Kontaktstelle für Selbsthilfe im DRK Neumünster unter Tel.: 04321/ 4191-19 oder Email: zks(at)drk-nms.de möglich.